Interview mit Evelyn Majewski

Am Dienstag, den 12. Februar 2019 fand die erste Probe des Blasorchesters unter der Leitung unserer neuen Dirigentin Evelyn Majewski statt. Die 27-jährige gebürtige Karlsruherin, die sich im Endspurt ihres Studiums Blasorchesterleitung befindet und als Hauptinstrument Querflöte spielt, gestaltete mit viel Elan und Spaß die gut besuchte Probe. Wir freuen uns schon auf die weiteren gemeinsamen Proben und hoffen auf gute und langfristige Zusammenarbeit! Lernen Sie Evelyn Majewski jetzt im Interview kennen.

 

MVFB: Seit wann bist Du Dirigentin? Wie war Dein Weg dorthin?

Evelyn: Meinen ersten Kontakt mit dem Dirigieren hatte ich im Alter von 17 Jahren beim Musikmentorenkurs in Kürnbach. Wir bekamen erste Basics vermittelt und ich wurde ausgewählt, am Abschlusskonzert einen von vier Sätzen der Symphony of Souls von Robert W. Smith dirigieren zu dürfen. Das Ganze hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich direkt im Anschluss den Dirigentenlehrgang C3 in Staufen gemacht habe. Kurz nach Ende des Lehrgangs habe ich 2011 mein Abitur gemacht und habe anschließend an der Musikhochschule Karlsruhe begonnen, Musikwissenschaft und Musikinformatik zu studieren. Da blieb mir dann leider sehr wenig Zeit fürs Dirigieren, weswegen das Thema erst mal pausiert hat.
Während meines Abschlusses in Karlsruhe habe ich zufällig von dem auf Blasorchester spezialisierten Dirigier-Studiengang in Mannheim gelesen, was mich sofort zu einer Bewerbung motiviert hat. Dank ausgiebiger Vorbereitung auf die Aufnahmeprüfung habe ich einen Studienplatz ergattern können und bin daher seit Frühjahr 2015 an der Musikhochschule Mannheim. Im Juli 2019 werde ich mein Studium beenden und meine Abschlussprüfung in Dirigieren wird vor der Militärmusik Luxemburg stattfinden.

MVFB: Was motiviert Dich am Dirigentenamt?

Evelyn: Das Schöne am Dirigieren ist, dass man nicht nur ein Instrument zur Verfügung hat, sondern ein ganzes Orchester. Man hat dadurch eine Fülle von Klangfarben und Möglichkeiten, ein Stück zum Leben zu erwecken. Mir macht es auch besonders viel Spaß verschiedene Musikstile zu dirigieren. Dabei kann man das Orchester in verschiedenen Facetten zur Geltung bringen.

MVFB: Der MVFB setzt auf musikalischer, aber auch ehrenamtlicher Ebene, auf Frauenpower. Wie hat sich in den letzten 10 Jahren aus Deiner Sicht das Frauenbild speziell in der Blasmusikszene gewandelt?

Evelyn: Der Trend ist eindeutig positiv und es gibt immer mehr Frauen, die vorne am Pult stehen. Trotz dieser Entwicklung ist das Dirigieren weiterhin eine Männerdomäne. In meinem Studium bin ich unter 11 Studenten die einzige Frau. Dafür werden die Musiker in den Orchestern immer gemischter. Immer mehr Frauen ergreifen ein „Männerinstrument“, wie Posaune, Tenorhorn oder Tuba. Andersrum sieht es deutlich schlechter aus. Männliche Flötisten zum Beispiel gab es vor 10 bis 20 Jahren deutlich mehr als heute.
Was ich am meisten vermisse, sind komponierende Frauen. In der Blasmusikszene haben wir extrem wenige Komponistinnen. Das versuche ich im Laufe meiner Karriere auch ein wenig zu ändern, da ich selbst komponiere.

MVFB: Was wünschst Du Dir für die weitere Arbeit beim MVFB?

Evelyn: Ich wünsche mir eine freundschaftliche, musikalisch qualitativ hochwertige Arbeit, die geprägt ist von interessanten Projekten und neuen Ideen und die im besten Fall auch Spaß macht.

MVFB: Was sind Deine Ziele mit dem Blasorchester?

Evelyn: In erster Linie ist es mein Ziel, die Fähigkeiten des Orchesters auszubauen und tolle Konzerte vor gefüllten Publikumsrängen zu spielen. Außerdem würde ich gerne regelmäßig an Wertungsspielen teilnehmen.

MVFB: Was machst Du in Deiner Freizeit?

Evelyn: In meiner Freizeit beschäftige ich mich viel mit künstlerischen Dingen und male oder erstelle gerne Kunstwerke. Auch Komponieren gehört für mich viel dazu. Ich finde es sehr schön, mich nicht nur von Berufswegen mit Partituren zu beschäftigen, sondern mir auch selbst Musik auszudenken und eigene Partituren zu schreiben.
Ein ebenfalls spannendes Hobby ist das Gleitschirmfliegen. Bei flugtauglichem Wetter fahre ich raus in die Berge oder fliege an der Windenstation des Gleitschirmclubs im Kraichtal.
Kürzlich habe ich außerdem für mich eine neue Leidenschaft für Kyudo, japanischem Bogenschießen, entdeckt. Es hat eine sehr beruhigende und meditative Wirkung und hat in erster Linie das Ziel, den Geist zu schulen.

MVFB: Welche Instrumente spielst Du selbst?

Evelyn: Mein Hauptinstrument ist Querflöte. Ich spiele als Nebeninstrument Waldhorn und habe im Laufe der Jahre noch ein paar andere Instrumente ausprobiert. Zum Beispiel habe ich in der Jazz-AG während meiner Schulzeit ein paar Jahre Klarinette gespielt und kann auch ein wenig Saxophon und Schlagzeug spielen.

MVFB: Welche Musikrichtung magst du am liebsten? Welche Musik hörst du in deiner Freizeit?

Evelyn: Ich höre gerne querbeet durch. Ich mag verschiedene Genres an Pop- und Rockmusik, höre aber auch sehr gerne kulturelle bzw. traditionelle Genres, wie Klezmer, Bigband und Swing, spanische Musik oder Musik aus Fernost. Die Musik muss für mich eine Aussage haben und mich als Musiker berühren, dann kann mir alles an Stilrichtungen gefallen.

MVFB: Wenn Du die freie Wahl hättest: welches Orchester würdest Du gerne mal dirigieren? Und welchen Musiker oder Komponisten würdest Du gerne mal persönlich treffen?

Evelyn: In Deutschland würde ich gerne einmal das Landesblasorchester Baden-Württemberg leiten. International gesehen wäre vor dem berühmten Tokyo Kosei Wind Orchestra zu stehen ein Lebenstraum.
An Komponisten gibt es für mich viele Vorbilder, allen voran Alfred Reed.

MVFB: Welchen Dirigentenwitz magst Du am liebsten?

Evelyn: Der Dirigent einer Blaskapelle unterbricht die Probe: „Der zweite Trompeter hat gerade falsch gespielt!“
Darauf der erste Trompeter: „Der ist doch gar nicht da.“ „Dann sagen Sie es ihm eben, wenn er kommt.“