Welcome to the Jungle

Zweites Familienkonzert der Jugendformationen des Musikvereins Freundschaft Berghausen und der Bläserensembles des Ludwig-Marum-Gymnasiums verzaubert Jung und Alt

Prasselnder Regen, Vogelgezwitscher und Affengebrüll, dazu meterlange Lianen, an denen Faultiere und Insekten hängen, Grün, so weit das Auge reicht, und ein aus dem Wasser ragender Kopf eines Krokodils – diese Dschungelszenerie würde man in Australien, Südamerika oder Asien verorten. Doch tatsächlich finden sich die BesucherInnen des zweiten Familienkonzerts des Musikvereins Freundschaft Berghausen in ebendieser wieder, als sie sich zu einer der beiden Vorstellungen am Sonntagmittag in die Kulturhalle in Berghausen begeben. Nichts erinnert an ein gewöhnliches Konzert: mitten in der Halle befindet sich die kreisrunde Bühne, besser gesagt ein Notenständerwald, drum herum liegen Teppiche und Sitzkissen, auf denen insbesondere die kleinen Gäste Platz nehmen. Das Konzert beginnt schleichend, denn alle MusikerInnen – nämlich die TeilnehmerInnen aller Jugendformationen des Musikvereins, der Bigband des Ludwig-Marum-Gymnasiums sowie der gemeinsamen Bläserklassen – haben sich unauffällig hinter das Publikum gestellt und imitieren Dschungelgeräusche, sodass die KonzertbesucherInnen nach und nach umgeben sind von dem Klang der Natur und der wilden Tiere. Die mit einem Augenzwinkern getroffene Musikauswahl passt zu der packenden Geschichte, die den DarstellerInnen neben ihrem musikalischen auch schauspielerisches Talent abverlangt. So begeben sich die Dschungeltiere beispielsweise während „Pink Panther“ auf Spurensuche durchs Publikum, schreiten Polonaise tanzend und „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ singend durch die strahlenförmigen Gänge oder animieren das Publikum zum Klatschen, Rhythmen klopfen und Dschungelgeräusche nachahmen. Bei dem interaktiven Erlebniskonzert gibt es auch zahlreiche Kinderlieder zum Mitsingen, beispielsweise „Schnappi, das kleine Krokodil“ oder „Die Affen rasen durch den Wald“. Im wahrsten Sinne des Wortes macht sich Sarah Bahr für ihre Flötengruppe zum Affen und mimt im Ganzkörperkostüm trotz tropischer Temperaturen den „Gorilla mit der Sonnenbrille“. Kazoo spielend nähert sich ein Bienenschwarm, nämlich die Gruppe der musikalischen Früherziehung unter der Leitung von Anne Vortkamp, bei deren Performance kein Fuß stillstehen kann.

Gemeinsam gelingt es den DschungelbewohnerInnen, der Ursache für die umstürzenden Bäume, die für Aufruhr in der Wildnis sorgen, auf den Grund zu gehen und dem Menschenkind, das sich in ebendiese Wildnis verirrt hat, die Vielfalt des Dschungels vor Augen zu führen. „Und jeder dreht sich mit und ist verbunden mit dem Sonnenrad, dem Ring der Ewigkeit“ heißt es in dem von einigen Sängerinnen zur Klavierbegleitung vorgetragenen „Farbenspiel des Winds“, welchem die Kinder mit bunten Tüchern wehend fasziniert lauschen. Die Verbundenheit miteinander und mit der Musik wird nicht nur in der kreisförmigen Aufstellung aller Mitwirkenden beim Schlusslied, dem „Ewigen Kreis“ aus dem König der Löwen, deutlich, sondern ist während des ganzen Musiktheaters allgegenwärtig. Nach dem tosenden Applaus kehrt das Menschenkind nochmals zurück auf die Bühne und macht auf eine Schatzkammer aufmerksam, in welcher sich goldene und silberne Instrumente befinden. Sogleich ertönen aus dem Nebenraum die Klänge der Blasinstrumente, die im Anschluss an das Konzert für Jung und Alt zum Ausprobieren bereitstehen. Bei Eiskaffee und Kuchen kommen die Gäste anschließend ins Gespräch, während viele junge KonzertbesucherInnen die Gelegenheit nutzen, sich beim Kinderschminken gleichsam den DarstellerInnen in Dschungeltiere verwandeln zu lassen.

Ein solches Konzert, von Kindern und Jugendlichen für Kinder, sucht seines Gleichen in der Region. Monatelang wurde mit vereinten Kräften geplant, gebastelt und geprobt, sodass bereits im Vorfeld Begegnungen geschaffen wurden, bei welchen die Jugendlichen auch die Mitglieder anderer Formationen und deren vielfältige Talente kennenlernen konnten. Kathrin Denner, Leiterin des Jugendorchesters des Musikvereins und „Mutter des Familienkonzerts“, und Sylvia Silvery, Leiterin der Bigband des Ludwig-Marum-Gymnasiums sowie der gemeinsamen Bläserklassen, haben unter Berücksichtigung der zahlreichen Ideen der mitwirkenden Jugendlichen das Textbuch erstellt und das Stück mit viel Herzblut inszeniert. Die Arbeit hat sich gelohnt: Auch in diesem Jahr stieß die Veranstaltung durchweg auf positive Resonanz, insbesondere von der Kulisse waren viele überwältigt. Die Begeisterung für und durch Musik war spürbar und hat sicher einige dazu motiviert, selbst musikalisch aktiv zu werden und ein Instrument zu erlernen.

Ein großer Dank gilt allen Mitwirkenden, den musikalischen Leiterinnen, den HelferInnen im Hintergrund und den engagierten Eltern für ihren Einsatz – den Einsatz für ein tolles Projekt, das allen sichtlich Freude bereitet und Interesse an der Welt der Klänge geweckt hat.

Letztes Jahr unter Wasser, diesmal im Dschungel: Sie alle dürfen gespannt sein, wo die musikalische Reise das nächste Mal hinführt.

Text: Silvia Silvery